Wenn die Drückjagd unterbrochen werden muss - Jagdwochenende im Taunus und Niederbayern

Schon Freitagabend haben wir unsere sieben Sachen gepackt und sind in den Taunus gefahren. Im Taunus lag eine leichte Schneedecke und als wir aus dem warmen Auto ausstiegen an Lü's Jagdhaus, schüttelten uns schon die Minusgrade.

Bei Lü wird man herzlich empfangen. Mittlerweile zu herzlich. Denn Ava, seine neue Bloodhoundhündin, war mir etwas zu aufdringlich. Sie forderte mich dauernd auf und anfangs spielte ich das Spielchen noch mit, aber irgendwann hatte ich die Schnauze voll und legte mich zu Frauchen auf die Eckbank. Es war schön warm im Jagdhaus und das Feuer im Kamin loderte vor sich hin. Jagdherr Lü bot nochmal "Handkäs' mit Musik" an. Gegen elf Uhr holte uns dann ein Jagdfreund ab und wir fuhren gemeinsam zu ihm, denn dort würden wir heute übernachten. 

Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder bei Lü's Jagdhaus am Sammelplatz und das übliche wurde geregelt und besprochen. Tagesfreigabe: Dreier Hirsch, Kahlwild, Schwarzwild und Raubwild. Wir mussten mit als Erstes raus fahren, da wir gute Stände beziehen sollten, die bezogen seien müssen, ehe der Nachbar abstellt. Herrchen und Frauchen hatten Stände direkt nebeneinander in Sicht-und Hörweite. Um zehn Uhr hörte man die ersten Hunde laut geben und ich wurde vom Stand geschnallt. Sofort arbeitete ich die Dickungen um uns herum, aber außer Rehwild schien nichts drinne zu stecken. Dann kam mit einem mal oberhalb von uns eine Ricke, sichtbar krank, vermutlich waren die anderen Hunde an ihr dran gewesen. Am Hals fehlte Decke und das Stück schien schwer Luft zu bekommen. Als die Ricke breit stand, ließ Frauchen fliegen und konnte das Stück mit einem sauberen Blattschuss strecken. Der Fangschuss war das einzig Richtige gewesen. Sofort waren zwei Hunde am Stück und wollten es anschneiden. Frauchen durfte aber ihren Stand nicht verlassen. Ich kam gerade aus den oberen Dickungen zurück und bemerkte die beiden Hunde an dem Stück Rehwild. Kaum bemerkt, fiel der eine Hund schon über mich her. Ich wusste gar nicht, was ich angestellt hatte. Dabei ging es nur darum, dass die Beiden meinten, das Stück gehöre ihnen und ich habe dort nichts zu suchen. Ich hörte nur Frauchen rufen, die schon auf mich zurannte. Die Hunde ließen ab und ich flüchtete einen Stand weiter zu Herrchen. Frauchen zog währenddessen das angeschnittene Stück Rehwild zum Stand. Zwischen Auge und Fang hatte ich eine klaffende Bisswunde und auch mein Hals hat ein bisschen abbekommen. Herrchen hielt es für besser die Drückjagd für uns Beide zu unterbrechen und fuhr mit mir direkt zum Tierarzt. Die Halswunde war weniger dramatisch. Die andere Wunde wurde drei mal geklammert. Ich ließ es über mich ergehen, aber bei der dritten Klammer signalisierte ich dem Tierarzt, dass es nun auch gut sei. Gott sei dank blieb es bei drei Klammern. Es war erst elf Uhr und Herrchen konnte nochmal seinen Stand beziehen. Die weitere Jagd verlief ruhig. Es zeigte sich noch hin und wieder ein Stück Rehwild. Ich blieb die letzten Stunden im Auto. Letztendlich lag ein Schmaltier, fünf Sauen und ein Reh. Nach dem Strecke legen führen wir auch direkt weiter nach Niederbayern.

Um 20 Uhr kamen wir in Bayern an. Ich hoffte, dass die Wunde nicht anschwellen würde, da am darauffolgenden Tag erneut eine Drückjagd stattfand. Wir fuhren also nochmal zu einem Tierarzt hier in Bayern um uns eine zweite Meinung einzuholen.

Auch dieser Tierarzt meinte, dass ich fit aussehen würde und er für die anstehende Drückjagd keine Bedenken habe.

Am nächsten Morgen trafen wir uns dann unter einer Autobahnbrücke. Es war alles super organisiert. Die Parkplätze ausgewiesen, die Standkarten individuell für jeden Schützen erstellt. Wir warteten noch bis sie Schützen ihre Stände bezogen hatten und dann ging es los. Jede Menge Dickungen, sehr vielversprechend für Schwarzwild. Aber wie gestern blieb nur Rehwild im Treiben.


Die Jagd ging bis halb eins und wir waren schon um zwölf Uhr durch. Ein Schütze meinte dass im Senffeld, welches am Wald angrenzte, noch Sauen fest seien. Also gingen die Hundeführer nochmal mit ihren Hunden in den Senf. Herrchen hielt es für besser, wenn ich dort nicht mit durchgehen würde, wegen meiner Verletzungen. Leider konnten die Hundeführer den Senf nicht bis zum Ende durchdrücken, da um halb eins die ersten Schützen abbaumten. Schließlich war um halb eins "Hahn in Ruh". Auf der Strecke lag ein Fuchs. Auch das ist Jagd. Man weiß nie was letztendlich passiert, wie viel Wild gestreckt werden kann oder ob überhaupt etwas im Treiben ist.

Wir haben den Tag noch bei netten Gesprächen und Gulaschsuppe beim Jagdherrn auf dem Bauernhof ausklingen lassen.

Das war erstmal der letzte Jagdtag in Bayern für diese Saison. Nächste Woche sind wir wieder in der Heimat auf Jagd. 

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